Paco traut sich als Erster nach vorne
Der Weihnachtmarkt in Osterweddingen ist ein fester Bestandteil der alljährlichen Route des Nikolauses
Dicht gedrängt stehen die Mädchen und Jungen um den Weihnachtsmann auf seinem Stuhl auf dem Platz am Taubenturm in Osterweddingen herum. Jedes Kind bekommt eine Schokoladenüberraschung – ein Gedicht oder Lied ist keine Pflichtaufgabe.
Von Udo Mechenich
Osterweddingen l Ein letztes Mal schnaubt der Schimmel noch einmal kräftig, dann bleibt er stehen. Ein wenig unruhig stampft das Pferd auf der Stelle mit den Hufen auf. Das ist auch kein Wunder, schließlich wuseln Dutzende von Kindern auf dem Platz vor dem Tor umher.
Hinten, auf der Kutsche, packt derweil der Weihnachtsmann seinen Leinensack. Er verabschiedet sich von seiner Kutscherin mit einem kleinen Schokoladengeschenk und steigt ab. Anschließend schmeißt er sich den prallgefüllten Sack über die Schulter und geht langsam durch das Tor auf den Osterweddingener Weihnachtsmarkt rund um den Taubenturm.
Immer mehr Kinder trauen sich jetzt schon an ihn heran. Mittlerweile ist es für jeden Erwachsenen fast unmöglich, an ihn heran zu kommen. Endlich erreicht er seinen Stuhl vor der Bühne. Er setzt sich hin und holt tief Luft. Kaum ein Meter Platz ist es bis zur ersten Reihe mit Mädchen und Jungen, die jede Bewegung des Manns mit weißem Bart, rotem Mantel und grauem Sack gespannt verfolgen.
„Seid ihr denn auch alle brav gewesen?“, lautet seine erste Frage und ihm schallt ein lautes „Ja!“ entgegen. Gleich der erste Junge, der sich nach vorne traut, ist der 2jährige Paco aus Osterweddingen. Er kann kein Gedicht aufsagen und hat auch kein Lied parat. Sein Mut wird aber belohnt. Auch er erhält einen Schoko-Weihnachtsmann. Jetzt ist der Bann gebrochen. Nun wagen sich alle Kinder nach vorne. Alle möchten sie am liebsten gleich auf den Schoß vom Nikolaus, um ihm ein Lied vorzusingen.
Obwohl der Weihnachtsmarkt rund um den Taubenturm in Osterweddingen erst um 15 Uhr beginnen sollte, standen schon ab 14.30 Uhr die ersten Besucher vor den Buden und wärmten sich mit einem heißen Glühwein oder frischen Kartoffelpuffern.
„Die Kartoffeln haben wir heute Morgen mir der Hand selbst gerieben. Die sind ganz frisch“, erklärten die beiden Verkäuferinnen am Kartoffelpuffer-Stand, Marzella Fensky und Birgit Peters. An anderen Ständen gab es weitere, kulinarische Köstlichkeiten, wie Schmalzkuchen und -stullen, Grünkohl und Würstchen.
Gerade diese Liebe zum Hausgemachten und die Gemütlichkeit auf dem Platz haben sich rumgesprochen. So waren die 17jährige Maja Breuer und der 18jährige Uri Meyer extra aus Magdeburg gekommen, um sich in Osterweddingen auf Weihnachten einzustimmen. „Wir haben von Freunden davon gehört, wie schön das hier sein soll und wollten uns das nun mal anschauen. Und es stimmt, schöner kann ein Weihnachtsmarkt kaum sein“, meinte Uri.
Auch für den Osterweddingener Denny Grosser war es eine klare Sache, dass er zusammen mit seiner Freundin zum Taubenturm kommt: „Wir wohnen hier und können hier einen Glühwein trinken, ohne noch mal Auto fahren zu müssen. Entscheidend für einen Weihnachtsmarkt ist doch die Atmosphäre, und die ist hier bei uns sagenhaft schön.“
Ein Programm startete zu Beginn des Marktes. Zunächst sangen Kinder der Gruppe „Gummibärchen“ aus dem Kindergarten und dann traten kleine Musiker aus der Musikschule Bujanov auf. Später kam dann auch noch ein Posaunenchor. Den Abschluss machte das lustige Weihnachtsprogramm des Kultur- und Heimatverein Osterweddingen (KHV).
„Der Weihnachtsmarkt ist ja nur eine unserer Aktionen im Lauf eines ganzen Jahres“, erklärte der KHV-Vorsitzende, Ulrich Peters, „das Wichtigste ist für uns von daher, dass der Ausbau der Scheune hier am Hof weiter gelingt. Wir strecken unsere Fühler in alle Richtungen aus, um Unterstützung dabei zu bekommen. Der Erlös solch eines Festes, wie heute der Weihnachtsmarkt, wird direkt wieder investiert in weitere Baumaßnahmen. “
Peters freute sich besonders darüber, dass es dem Kultur- und Heimatverein gelungen sei, auch Jugendliche für den Verein zu begeistern. „Das ist äußerst wichtig. Viele Vereine beklagen, dass der Nachwuchs fehlt. Ich bin froh, dass bei uns Jugendliche mitziehen. So muss das auch sein. So haben wir den Ausbau des Taubenturms und seiner Scheune nicht umsonst gemacht. So sehen wir schon heute, wer nach uns die Gebäude nutzen wird.“
Unter den Gästen des Weihnachtsmarkts war auch der Landrat des Bördekreises, Martin Stichnoth. „Ich bin heute das erste Mal hier in Osterweddingen auf dem Weihnachtsmarkt“, verriet er. Ein Kollege habe ihm davon vorgeschwärmt und da es passte, sei er zusammen mit seiner Frau Katrin gekommen und freue sich nun auf den ersten Glühwein am Taubenturm.
Gleich neben Stichnoth gönnte sich der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, Jörg Methner, einen der Kartoffelpuffer. „Man kann nur allen Vereinen im Sülzetal Danke dafür sagen, wie sie sich um die Weihnachtsmärkte gekümmert haben“, betonte er, „der Kultur- und Heimatverein macht das toll. Gerade auch das Engagement des Vereins zum Erhalt des Taubenturms und des ganzen Areals ist fantastisch. Das zu stemmen, da kann man nur den Hut vor ziehen. So lebt das Miteinander hier bei uns im Sülzetal.“